Was ein kleiner Junge mit der Erneuerung der Kirche zu tun hat

17. Sonntag B Joh 6,1-15

  1. Sie wollten nur Brot

Im Evangelium lesen wir: Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Sie folgten Jesus, weil sie Zeichen und Wunder sahen. Sie wollten etwas erleben mit diesem Wandererprediger, mit diesem Rabbi der ihnen Brot und Nahrung gab.  Sie wollten ihn zum König machen, damit sie auf Deutsch gesagt billig zu Brot kommen. Kurze Zeit später, als Jesus keine Wunder mehr tat, als es nichts mehr zu staunen und nichts mehr gratis zu essen gab, da waren die vielen wieder weg. Unter dem Kreuz war niemand mehr da. Nur noch Maria, ein paar Frauen und Johannes. 

Vor drei Wochen war ich bei der Beerdigung meiner Tante und wie das so ist, nach der Beerdigung gab es den Leichenschmaus Mein Cousin, den ich schon Jahre nicht mehr getroffen hatte, kam zu mir und das allererste, was er mir nach vielen Jahren sagte: "Edgar ich bin aus der Kirche ausgetreten". Nicht einmal: wie geht s, was machst du jetzt. Gleich hat er losgelegt und gesagt: "Weißt du, der Papst, und die Jungfrauengeburt, und der ganze Missbrauch, und das viele Geld der Kirche. Da mache ich nicht mehr mit, ich gehe, ich bin ausgetreten." Also ich sage Ihnen etwas, wenn ich weggehen würde aus der Kirche (aber das ist für mich undenkbar) aber wenn, dann würde ich nur weggehen, wenn es Gott nicht gäbe aber nicht wegen dieser irdischen Unzulänglichkeiten, so berechtigt oder unberechtigt diese auch sind. 

Aber, liebe Zuhörer, wir sind kein Religionsunternehmen. Wir sind keine Firma und kein Verein. Unser Glaube gründet auf der Grundlage, dass Gott damals in Jesus Christus zu uns gekommen ist. Wir glauben, dass er die Fülle der Verheißungen ist. Und wir glauben, dass Jesus durch diese Kirche, durch die katholische Kirche, auch wenn sie durch Sünden verunstaltet ist, das Heil in diese Welt hineinwirken möchte. Das ist unser Glaube.

Man kann an vielem irrewerden, an vielem, in der Kirche oder an der Kirche. Man kann auch am eigenen Leben Irre werden. Aber der Grund warum viele weggehen ist nicht das, was sie sagen, sondern ist das schon seit vielen, vielen Jahren das Heidentum, der Unglaube an Gott schon seit langem in die Herzen der Getauften eingezogen ist. Sie wissen nichts über die Barmherzigkeit Gottes. Sie wissen nichts über die Liebe Gottes und Sie verstehen auch nicht das Kreuz. Liebe Mitchristen, ich möchte, dass niemand weggeht. Ich möchte, dass alle bleiben und ich möchte eine Erneuerung der Kirche.

Ich möchte eine Erneuerung der Kirche aber in dem Sinn, dass die Menschen sich neu Jesus zuwenden und sich bekehren. Und ich möchte nicht ein Christentum wie wir es seit Jahrzehnten schon haben. So geht es einfach nicht weiter. Und so kann es auch nicht bleiben.

  1. Ein kleiner Junge bringt was er hat

Und jetzt kommt endlich der positive Ausblick, der in keiner Predigt fehlen sollte. Wie schön, dass da dieser kleine Junge im Evangelium auftaucht. Ein kleiner Junge bringt fünf Brote und zwei Fische das ist ja nicht gerade viel für ein paar tausend Menschen. Jesus hätte, um die Menschen zu sättigen nicht dieser kleinen Gabe bedurft. Aber Jesus nimmt den Vorrat an.

Jesus hätte ja auch sagen können. Prima, mein Junge, aber es ist etwas wenig! Oder: Ok, aber ich brauche die Brote und die Fische nicht, ich mache das so. Aber Jesus nimmt die Gabe des Kindes entgegen und damit ehrt er das Kind und sagt. Ich danke dir. Du darfst mit dem Wenigen, das du hast kommen. Ich brauche deine Gabe um Wirken zu können.

Jesus möchte eine Erneuerung der Kirche. Der Herr möchte das schöne Gewand der Kirche wiederherstellen. Aber auch zu uns sagt er: Ich mache das nicht selbst. Ich brauche dich dazu.

Ich glaube, dass Gott seine Kirche erneuern möchte und dass dies Erneuerung durch uns geschehen wird. Wir sind nicht dafür verantwortlich, dass die ganze Diözese sich erneuert. Wir sind nicht dafür verantwortlich, dass das ganze Dekanat sich erneuert. Aber wir sind dafür verantwortlich, Sie und ich, dass der christliche Glaube an die nächste Generation weitergegeben werden kann. Wir haben den Glauben als Geschenk empfangen und müssen ihn als Geschenk weitertragen. Wir dürfen nicht alles so laufen lassen, sondern müssen auch die Hand heben und so wie der kleine Junge im Evangelium sagen: Hier bin ich. Ich helfe mit. Auch wenn es nur wenig ist das ich dazu beitragen kann, dass die Kirche sich erneuert.

Es ist Zeit, dass wir Katholiken uns ernsthaft fragen, ob wir es wirklich stillschweigend hinnehmen möchten, dass jährlich über 100 Leute sich aus unserer Kirchengemeinde verabschieden und aus der Kirche austreten. Ich werde im Herbst konkrete Vorschläge machen, wie eine Erneuerung der Kirche aussehen könnte. Aber ich kann das nicht alleine, ich brauche sie dazu.

Liebe Jugendlichen, ihr pilgert jetzt nach Rom zur Ministarntenwallfahrt. Und ich wünsche euch hierzu eine gute Zeit und vor allem Gottes Segen. Bitte kommt wieder und bringt euch ein. Bitte helft mir, dass in den Gemeinden, in denen ihr wohnt der, Glaube nicht erlischt.

Vielleicht teilen sie die Leidenschaft für eine lebendige Glaubenskultur in unserer Kirchengemeinde. Eine Kultur die sich zuerst um Jesus versammelt und ganz von ihm her konkrete Schritte für die Zukunft überlegt. Gott erwartet auch von uns, dass wir nicht einfach alles laufen lassen, sondern dass wir zu ihm kommen und die Hand heben und sagen: Ich bin bereit, ich setze mich dafür ein, dass der Glaube an die nächste Generation weitergegeben wird.


Gott segne Sie, Edgar Wunsch, Pfr

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