Sehr gut, Meister!

 Mk 12, 28b-34 Fastenzeit, 3. Woche Freitag

In jener Zeit ging ein Schriftgelehrter zu Jesus hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das Erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.

 

 

Schon oft hatte der Schriftgelehrte dieses Gebot gelesen oder gehört, denn es stammt ja aus einem der Haupttexte des Alten Testamentes (Dtn 6,4f). Sicher hatte er über diesen Text auch bereits in der Synagoge zu anderen gesprochen. Aber heute geht ihm zum ersten Mal die Bedeutung der Worte vom wichtigsten Gebot von innen her auf. Heute versteht er zum ersten Mal tiefer die Bedeutung jener Worte, die er als treuer Jude von Jugend an täglich wiederholte. Und er kann nur noch sagen: Sehr gut! Jetzt habe ich verstanden. Das ist sehr gut! Voller Staunen wiederholte er die Worte, die er gerade noch aus dem Mund Jesu gehört hatte.

Manchmal lesen wir einen Text, eine Bibelstelle und spüren: Ja, heute geht es tiefer, heute habe ich besser verstanden, was das Wort Gottes mir sagen möchte, heute hat sich der Nebel etwas gelichtet. Und lesen wir die gleiche Bibelstelle ein Jahr später wieder, so kann es sein, dass uns wieder ein neuer Aspekt aufgeht und uns das Wort Gottes wieder etwas mehr in die Tiefe führt.

Darum ist das Wort Gottes nie verbraucht wie etwa ein Roman, den man zur Seite legt, wenn man ihn gelesen hat und das Abenteuer bestanden ist.

Das Wort Gottes ist immer neu und voller Überraschungen.

 

Gott segne Sie

Edgar Wunsch, Pfr

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