Seid barmherzig

Lk 6, 36-38     Fastenzeit, 2. Woche Montag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden. Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.

 

Wir kennen die 14 Werke der Barmherzigkeit.

Ich kann nicht jeden Tag Gefangene besuchen, Obdachlose beherbergen und Tote begrabe. Ich habe nicht jeden Tag die Gelegenheit um Irrende zurechtweisen, Unwissende zu lehren und Zweifelnden recht zu raten (man sollte hier übrigens sehr zurückhaltend sein, denn nicht immer ist der rechte Augenblick für einen wohlgemeinten Rat).

Aber fast immer habe ich die Gelegenheit, um das in der Reihenfolge oft am Ende stehende Werk der Barmherzigkeit umzusetzen. Es lautet: Lästige Menschen geduldig ertragen.

Es kann „gefährlich“ sein zu beten: Gott, mach mich barmherziger. Was ist, wenn Gott diese Bitte wirklich erhört? Was ist, wenn Gott mein Beten erhört und mir die Gelegenheit schenkt, lästige Menschen zu ertragen, indem er mir reichlich lästige Menschen schickt?

Gott wird mich nicht barmherzig machen nur für mich selbst. Er wird mich in Situationen führen, in denen ich lernen kann, wie „barmherzig zu sein“ aussieht. Barmherzig zu werden ist ein „learning by doing“. Barmherzig zu werden ist ein lebenslanger Prozess mit meinen 58 Jahren bin ich immer noch ein Anfänger in dieser Disziplin.

Barmherzig zu sein bedeutet mehr als Mitleid zu haben. Wer Mitleid hat, betrachtet die Not, wer barmherzig ist, handelt. Zur Barmherzigkeit gehört auch ein aktives Element, dass man sich für etwas oder für jemanden einsetzt.

Die katholische Tradition kennt 14 Werke der Barmherzigkeit und teilt sie auf in sieben leibliche und sieben geistige Werke der Barmherzigkeit. Dazu gehört unter anderem, die Hungrigen zu speisen, die Fremden aufzunehmen, die Betrübten zu trösten, die Lästigen geduldig zu ertragen.

Wenn wir über Barmherzigkeit reden, denken wir vor allem an das Verteilen von Almosen. Es sehr einfach Geld in den Klingelbeutel hineinzuwerfen, aber wer barmherzig ist, schaut dem anderen auch ins Angesicht. Wenn wir durch die Straßen unserer Städte laufen, dann sehen wir viele Bettler. Ich kann nicht allen Notleidenden helfen und keinem von ihnen kann ich auch endgültig helfen, aber ich will versuchen, außer einem Almosen auch ein gutes Wort zu geben.

Die Ordensschwester Maria Faustyna Kowalska berichtet in ihrem Tagebuch über ihre Begegnungen mit Jesus. Der Kern dieser Botschaft: Kein Mensch, und wäre er der größte Sünder, geht verloren, wenn er sich der Barmherzigkeit Gottes anvertraut.

 

Gott segne Sie und Ihre Familie

Edgar Wunsch, Pfr

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