Sie erstarrte, als sie zurückblickte.
Arman Zhenikeyev by AdobeStock_35703712
Dienstag,
13. Woche JK
Gen 19, 15-29
In jenen Tagen
15drängten die Engel Lot zur Eile: Auf,
nimm deine Frau und deine beiden Töchter, die hier sind, damit du nicht wegen
der Schuld der Stadt hinweggerafft wirst.
16Da er noch zögerte, fassten die
Männer ihn, seine Frau und seine beiden Töchter an der Hand, weil der Herr mit
ihm Mitleid hatte, führten ihn hinaus und ließen ihn erst draußen vor der Stadt
los.
17Während er sie hinaus ins Freie
führte, sagte er: Bring dich in Sicherheit, es geht um dein Leben. Sieh dich
nicht um, und bleib in der ganzen Gegend nicht stehen! Rette dich ins Gebirge,
sonst wirst du auch weggerafft.
18Lot aber sagte zu ihnen: Nein, mein
Herr,
19dein Knecht hat doch dein Wohlwollen
gefunden. Du hast mir große Gunst erwiesen und mich am Leben gelassen. Ich kann
aber nicht ins Gebirge fliehen, sonst lässt mich das Unglück nicht mehr los,
und ich muss sterben.
20Da, die Stadt in der Nähe, dorthin
könnte man fliehen. Sie ist doch klein; dorthin will ich mich retten. Ist sie
nicht klein? So könnte ich am Leben bleiben.
21Er antwortete ihm: Gut, auch das will
ich dir gewähren und die Stadt, von der du sprichst, nicht zerstören.
22Schnell flieh dorthin; denn ich kann
nichts unternehmen, bevor du dort angekommen bist. Deshalb nannte er die Stadt
Zoar - Kleine.
23Als die Sonne über dem Land
aufgegangen und Lot in Zoar angekommen war,
24ließ der Herr auf Sodom und Gomorra
Schwefel und Feuer regnen, vom Herrn, vom Himmel herab.
25Er vernichtete von Grund auf jene
Städte und die ganze Gegend, auch alle Einwohner der Städte und alles, was auf
den Feldern wuchs.
26Als Lots Frau zurückblickte, wurde
sie zu einer Salzsäule.
27Am frühen Morgen begab sich Abraham
an den Ort, an dem er dem Herrn gegenübergestanden hatte.
28Er schaute gegen Sodom und Gomorra
und auf das ganze Gebiet im Umkreis und sah: Qualm stieg von der Erde auf wie
der Qualm aus einem Schmelzofen.
29Als Gott die Städte der Gegend
vernichtete, dachte er an Abraham und ließ Lot mitten aus der Zerstörung
fortgeleiten, während er die Städte, in denen Lot gewohnt hatte, von Grund auf
zerstörte.
Als
Lots Frau zurückblickte, wurde sie zu einer Salzsäule.
Warum schaute Lots Frau nur zurück?
Hörte sie hinter sich den Sturm von Schwefel und Feuer auf Sodom und Gomorra
und war neugierig, was dort geschah? Vermisste sie jetzt schon ihr Hab und Gut,
das im Feuerregen verbrannte? Schaute sie voll Mitleid auf die Stadt und
bedauerte jene, die dort den Tod fanden; ihre Nachbarn und Freunden - die
Töchter wollten bald heiraten. Was sollte aus all den Menschen werden, die ihr
nahestanden? Irgendwie kann ich verstehen, dass die Frau des Lot sich umdrehte
und zurückblickte.
Sie
erstarrte, als sie zurückblickte.
Die Frau des Lot sieht eine totale
Katastrophe. Was sie sieht, verschlägt ihr die Sprache und sie erstarrt vor
Entsetzen zu einer Salzsäule.
Ich erinnere mich, als sich als Jugendlicher einmal bei einem Altstadtfest in Gernsbach plötzliche Zeuge einer Schlägerei wurde. Ich war wie versteinert, überwältigt von der Gewalt, die ich sah. Ich erstarrte buchstäblich zu einer Salzsäule, unmöglich einzugreifen oder Hilfe zu holen. Der Anblick von Gewalt, aber auch die Erfahrung einer Katastrophe, eines Unfalles, einer Katastrophe, mag uns zu versteigern.
Sie
erstarrte, als sie zurückblickte.
Vielleicht war die Erstarrung der Frau
nicht eine Strafe für den Blick auf das untergehende Sodom und Gomorra, sondern
deren Folge. Das, was sie sah, überforderte sie und ließ sie zu einer Salzsäule
erstarren. Das, was die Frau des Lot an Leid und Unglück in jenem Moment sah,
war für ihre Seele zu viel.
Sie
erstarrte, als sie zurückblickte.
Auf dem Hintergrund dieser biblischen
Geschichte kann ich gut verstehen, dass so manche Menschen Schwierigkeiten
haben nach einer Katastrophe weiterzuleben. Wer zu viel Leid und Unglück
erlebt, muss oft auch erfahren, dass das eigene Leben erstarrt und die
Lebensqualität darunter leidet.
Ich bin dankbar, dass ich noch nie eine
größere Katastrophe erlebt habe.
Gott segne Sie
Edgar Wunsch, Pfr
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