Der erste König scheiterte.
Mittwoch, 20. Woche
Ri
9, 6-15
In jenen Tagen
6versammelten sich alle Bürger von
Sichem und Bet-Millo, zogen zu der Eiche, die bei Sichem steht, und machten
Abimelech zum König.
7Als man das Jotam meldete, stellte er
sich auf den Gipfel des Berges Garizim und rief ihnen mit erhobener Stimme zu:
Hört auf mich, ihr Bürger von Sichem, damit Gott auf euch hört.
8Einst machten sich die Bäume auf, um
sich einen König zu salben, und sie sagten zum Ölbaum: Sei du unser König!
9Der Ölbaum sagte zu ihnen: Soll ich
mein Fett aufgeben, mit dem man Götter und Menschen ehrt, und hingehen, um über
den anderen Bäumen zu schwanken?
10Da sagten die Bäume zum Feigenbaum:
Komm, sei du unser König!
11Der Feigenbaum sagte zu ihnen: Soll
ich meine Süßigkeit aufgeben und meine guten Früchte und hingehen, um über den
anderen Bäumen zu schwanken?
12Da sagten die Bäume zum Weinstock:
Komm, sei du unser König!
13Der Weinstock sagte zu ihnen: Soll
ich meinen Most aufgeben, der Götter und Menschen erfreut, und hingehen, um
über den anderen Bäumen zu schwanken?
14Da sagten alle Bäume zum
Dornenstrauch: Komm, sei du unser König!
15Der Dornenstrauch sagte zu den
Bäumen: Wollt ihr mich wirklich zu eurem König salben? Kommt, findet Schutz in
meinem Schatten! Wenn aber nicht, dann soll vom Dornenstrauch Feuer ausgehen
und die Zedern des Libanon fressen.
Einführung
der Monarchie.
Wir stehen an einem geschichtlichen
Wendepunkt des Volkes Israel. Die Israeliten wünschen sich nichts sehnlicher
als einen König, der regiert und der über sie herrscht. Sie fanden, dass
Abimelech hierzu geeignet ist und machten ihn zum König. (Abimelech wird in Ri
9,1 als Sohn von Jerubbaal genannt. Dieser Name wurde dem Richter Gideon
beigegeben (Ri 6,32), von dem wir gestern in der Lesung gehört haben.
Hinter dieser Fabel jedoch verbirgt
sich die Abneigung des Königtums. Die wertvollen Bäume wie Ölbaum, Feigenbaum
und Weinstock halten es für unter ihrer Würde, König zu werden. Ein König muss
auf seine private Lebenserfüllung verzichten. Der Weinstock will nicht auf
seinen Saft, der Ölbaum nicht auf sein Öl und der Feigenbaum nicht auf seine
Süßigkeit verzichten.
Der Dornstrauch ist ganz und gar
unnütz: Er trägt keine Früchte und gibt auch keinen Schatten. Er kann nur
verletzen und verbrennen. Jotam spricht also ein prophetisches Wort aus.
Der
erste König scheiterte.
Tatsächlich scheiterte dieser erste
Versuch, einen König für Israel einzusetzen, kläglich.
Abimelech wurde nur König einer kleinen
Stadt, später versuchte er weitere kleine Gebiete seiner Monarchie
einzuverleiben.
Bei der Belagerung der Burg von Tebez
wirft ihm eine Frau einen Mühlstein auf den Kopf. Da Abimelech nicht als
Herrscher in Erinnerung bleiben will, der von einer Frau erschlagen wurde,
bittet er seinen Waffenträger, ihm den Gnadenstoß zu gewähren.
Abimelech scheiterte kläglich als König und so wird später Saul als der erste wirkliche König von Israel gezählt.
Edgar Wunsch, Pfr
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