Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet.
Lk 18, 9-14 Fastenzeit, 3. Woche Samstag
In jener Zeit erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen
Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Beispiel:
Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer,
der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses
Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die
Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste
zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen
Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal,
seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete:
Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach
Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt,
wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
__________________________________
Das Gebet des Pharisäers ist nichts
anderes als eine Selbstbetrachtung. Das Gebet strotzt geradezu von einem immer
wiederholten „ich“. In der Art und Weise, wie der Pharisäer seine eigenen guten
Werke hervorhebt, wirkt sein Gebet jedoch mehr als erbärmlich.
In meiner Ausbildung im
Priesterseminar mussten wir stundenlange Eutonie Übungen über uns ergehen
lassen. Das sind Körperübungen, die helfen, sich selbst wahrzunehmen. Dagegen
ist nichts einzuwenden, verwechselt man diese Übungen jedoch mit katholischer
Meditation, dann geht man in die Irre.
So manche Meditationsübungen, die auch
in katholischen Seminaren angeboten werden, bleiben nur bei Menschen stehen.
Sie helfen zur Entspannung, zur besseren Konzentration, zur Wahrnehmung des
eigenen Körpers.
Geht es lediglich darum, der Welt zu
entfliehen, sich besser zu fühlen, leistungsfähiger oder gesünder zu werden?
Oder wünscht man sich eine intensive Gottesbegegnung? Wer Gott finden möchte,
muss jedoch anfangen zu beten. Nicht mehr ich und mein sind dann wichtig,
sondern du, Gott, und dein Wille.
Gott segne Sie,
Edgar Wunsch, Pfr
Kommentare
Kommentar veröffentlichen