Luthers fahrender Platzregen

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 Montag, 11. Woche JK              2 Kor 6, 1-10

 




Brüder!
1Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch, dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt.
2Denn es heißt: Zur Zeit der Gnade erhöre ich dich, am Tag der Rettung helfe ich dir. Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; jetzt ist er da, der Tag der Rettung.
3Niemand geben wir auch nur den geringsten Anstoß, damit unser Dienst nicht getadelt werden kann.
4In allem erweisen wir uns als Gottes Diener: durch große Standhaftigkeit, in Bedrängnis, in Not, in Angst,
5unter Schlägen, in Gefängnissen, in Zeiten der Unruhe, unter der Last der Arbeit, in durchwachten Nächten, durch Fasten,
6durch lautere Gesinnung, durch Erkenntnis, durch Langmut, durch Güte, durch den Heiligen Geist, durch ungeheuchelte Liebe,
7durch das Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit in der Rechten und in der Linken,
8bei Ehrung und Schmähung, bei übler Nachrede und bei Lob. Wir gelten als Betrüger und sind doch wahrhaftig;
9wir werden verkannt und doch anerkannt; wir sind wie Sterbende, und seht: wir leben; wir werden gezüchtigt und doch nicht getötet;
10uns wird Leid zugefügt, und doch sind wir jederzeit fröhlich; wir sind arm und machen doch viele reich; wir haben nichts und haben doch alles.

 

Die Gnade nicht vergebens empfangen.
Paulus zitiert den Propheten Jesaja. „Zur Zeit der Gnade habe ich dich erhört, / am Tag des Heils habe ich dir geholfen.“ (Jes 49,8) 

Es ist wichtig, dass wir im persönlichen Leben, aber auch im Leben der Kirchengemeinde den richtigen Zeitpunkt erkennen. Wir erleben zurzeit eine tief greifende Neuorganisation der Erzdiözese Freiburg, von der auch die einzelnen Kirchengemeinden nicht unberührt bleiben. Wenn nicht verschiedene äußere Faktoren (Priester und Gläubigenmangel, schwindende finanzielle Ressourcen, …) uns zu dieser Neustrukturierung gezwungen hätten, so würden wir heute wohl noch so leben wie in den 70er oder 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts. 

Unser kirchliches Leben mit seinen regelmäßigen Veranstaltungen verleitet uns aber immer noch zu der Meinung, es sei selbstverständlich immer Gottes Gnadenzeit da. In Wirklichkeit stellt Gott uns in Situationen, die so nie wiederkehren. Er führt Möglichkeiten herbei, die morgen schon verschlossen sein könnten. 

Luthers "fahrender Platzregen".
Der Strukturwandel, in dem wir stehen, ist auch eine Gnadenzeit. Wenn wir jetzt nicht auf Gott hören und ihn fragen, auf welche Art und Weise wir uns äußerlich, aber vor allem auch innerlich neu aufstellen sollen, dann ist eines Tages diese „Gnadenzeit“ vorbei und wir machen weiter wie bisher.

Martin Luther soll einmal gesagt haben: „Das Evangelium, Gottes Wort und Gnade ist ein fahrender Platzregen, der nicht wiederkommt, wo er einmal gewesen ist, sondern die Sonne und Hitze lecken ihn auf. Kauft und sammelt ein. Ihr Deutschen dürft nicht denken, dass ihr es ewig haben werdet.“ (1524), in: WA 15,32 1-13

 

Wir können uns nicht selber die Zeit aussuchen, in der Gott uns seine Gnade schenken möchte. Auch fehlende Entschlossenheit, Bequemlichkeit und mangelndes Vertrauen in Gott können einen „fahrenden Platzregen“ auflecken.

Gottes Segen wünsch
Edgar Wunsch, Pfr

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