Was ich gesehen habe, will ich erzählen
Sir
42, 15-25 (15-26)
15Ich will der Werke Gottes gedenken; was ich gesehen
habe, will ich erzählen: Durch Gottes Wort entstanden seine Werke; seine Lehre
ist ein Ausfluss seiner Liebe.
16Über allem strahlt die leuchtende Sonne, die
Herrlichkeit des Herrn erfüllt alle seine Werke.
17Die Heiligen Gottes vermögen nicht, alle seine
Wunder zu erzählen. Gott gibt seinen Heerscharen die Kraft, vor seiner
Herrlichkeit zu bestehen.
18Meerestiefe und Menschenherz durchforscht er, und er
kennt alle ihre Geheimnisse. Der Höchste hat Kenntnis von allem, bis in die
fernste Zeit sieht er das Kommende.
19Vergangenheit und Zukunft macht er kund und enthüllt
die Rätsel des Verborgenen.
20Es fehlt ihm keine Einsicht, kein Ding entgeht ihm.
21Seine machtvolle Weisheit hat er fest gegründet, er
ist der Einzige von Ewigkeit her. Nichts ist hinzuzufügen, nichts wegzunehmen,
er braucht keinen Lehrmeister.
22Alle seine Werke sind vortrefflich, doch sehen wir
nur einen Funken und ein Spiegelbild.
23Alles lebt und besteht für immer, für jeden Gebrauch
ist alles bereit.
24Jedes Ding ist vom andern verschieden, keines von
ihnen hat er vergeblich gemacht.
25Eines ergänzt durch seinen Wert das andere. Wer kann
sich satt sehen an ihrer Pracht?
Vers 15: Was
ich gesehen habe, will ich erzählen.
Es wäre ein großes Geschenk, wenn wir alle einander
unsere Erfahrungen mit Gott mitteilen könnten. Ich weiß wohl, dass wir dabei
sehr schnell an eine Grenze kommen, denn es ist fast nicht möglich, mit Worten
das auszudrücken, was man in seiner Seele mit Gott "erlebt" hat. Ich
möchte es trotzdem einmal kurz versuchen.
Was ich erlebt
habe will ich erzählen.
Vergangenen Sonntag feierte ich in Mühlhausen die
heilige Messe. Unmittelbar nach den Einsetzungsworten fährt das zweite
Hochgebet fort mit den Worten: „Darum gütiger Vater, feiern wir das Gedächtnis
des Todes und der Auferstehung deines Sohnes …“.
Als ich die Worte „gütiger Vater“ sprach, durchströmte mich eine sehr intensive Anwesenheit Gottes. Ich durfte spüren, dass Gott ein gütiger Vater ist, und zugleich empfand ich auch eine Aufforderung in mir, jene Menschen, die manchmal etwas hart mit mir umgehen, mit Güte zu begegnen. Am liebsten hätte ich das Gefühl der Anwesenheit Gottes mit ausgebreiteten Armen eine längere Zeit genossen, jedoch forderte die Liturgie zum Weiterbeten auf.
Vers 15: Ein
Ausfluss seiner Liebe.
Nicht selten darf ich erfahren, dass die Feier der
Eucharistie kein theologischer, nüchterner Ritus ist, sondern die Begegnung mit
einem lebendigen Gott. Und diese Begegnungen sind nichts anderes als ein
Ausfluss seiner Liebe.
Gott segne Sie,
Edgar Wunsch, Pfr
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