Verhülltes Evangelium?

 

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Donnerstag, 10. Woche JK    
2 Kor 3, 15 - 4, 1.3-6

 




Brüder!

15Bis heute liegt die Hülle auf ihrem Herzen, wenn Mose vorgelesen wird.
16Sobald sich aber einer dem Herrn zuwendet, wird die Hülle entfernt.
17Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.
18Wir alle spiegeln mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und werden so in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des Herrn.
1Daher erlahmt unser Eifer nicht in dem Dienst, der uns durch Gottes Erbarmen übertragen wurde.
3Wenn unser Evangelium dennoch verhüllt ist, ist es nur denen verhüllt, die verloren gehen;
4denn der Gott dieser Weltzeit hat das Denken der Ungläubigen verblendet. So strahlt ihnen der Glanz der Heilsbotschaft nicht auf, der Botschaft von der Herrlichkeit Christi, der Gottes Ebenbild ist.
5Wir verkündigen nämlich nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn, uns aber als eure Knechte um Jesu willen.
6Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi.

 

Wie viele Predigten habe ich schon gehalten, wie viele Kinder getauft und wie viele Ehepaare habe ich schon auf dem Weg zur kirchlichen Trauung begleitet? Während meiner Zeit als Kaplan habe ich noch alle Namen der Kinder, der Verstorbenen und der Hochzeitspaare auf die Innenseite der Bücher geschrieben, die ich bei der Feier verwendet habe. Im Laufe der Zeit wurden es zu viele und ich habe wieder damit aufgehört. (Ich folge nun einer exzellenten Auslegung von Werner de Boor, Auslegung zum zweiten Korintherbrief, Wuppertaler Studienbibel)

Wenn unser Evangelium dennoch verhüllt ist.
Mich bewegt die Frage, warum die Verkündigung des Evangeliums oft unwirksam bleibt. Ein paar Verse vor der heutigen Lesung in sagt Paulus etwas ganz Interessantes. „Wir sind Christi Wohlgeruch für Gott unter denen, die gerettet werden, wie unter denen, die verloren gehen. Den einen sind wir Todesgeruch, der Tod bringt; den anderen Lebensgeruch, der Leben bringt“ (2Kor 2,15f).

Die Verkündigung des Evangeliums hat offensichtlich eine doppelte Wirkung. Sie ist „Geruch“ zum Leben, aber sie ist auch „Geruch“ zum Tode. Es gibt durch das Evangelium nicht nur gerettete, sondern auch solche, die verlorengehen. 

Das Rätsel des Unglaubens.
Wie ist es möglich, dass das Evangelium nicht nur lockt und erleuchtet, sondern auch abgelehnt wird? Wie kann eine Botschaft, die lauter Heil und Leben bringt, zurückgestoßen werden? Was ist geschehen bei denen, die verlorengehen, obwohl es eine so wunderbare und einfache Errettung gibt? Liegt das nur am menschlichen Stolz und Trotz? Paulus erklärt das Rätsel des Unglaubens weit tiefer und erschreckender. 

Gott dieser Weltzeit.
Der Gott dieser Weltzeit hat das Denken der Ungläubigen verblendet. Es ist also ein unheimlicher Feind unserer Errettung auf dem Plan. Paulus will gerade hier die ganze Größe des Feindes hervorheben und nennt ihn darum den „Gott dieser Weltzeit“. Auch die, die den lebendigen Gott und seine Liebe in Jesus abweisen, haben einen Gott, einen dunklen und harten Gott, den „Fürsten dieser Welt“. 

Der Fürst dieser Welt.
Satan sagte einst zu Jesus: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir über-lassen und ich gebe sie, wem ich will (Lk 4,6). Für diese Weltzeit ist dem Satan tatsächlich eine Macht belassen, die er beim Sündenfall des Menschen gewonnen hatte und diese „Macht“ trägt darin etwas von Gottes Art an sich, dass sie nicht nur äußere Gewalt ist, sondern von innen her im Herzen der Menschen zu wirken vermag. 

Satans Ziel.
Satans Ziel dabei ist nicht in erster Linie die Verführung zu einzelnen Sünden. Satan weiß, dass dafür die Vergebung in Jesus da ist. Darum liegt ihm alles an dem einen, dass Menschen nicht in Jesus ihren Retter und Herrn finden. So macht er die Gedanken der Ungläubigen blind, damit sie das Licht nicht sehen. Durch Satans Wirkung tritt bei Menschen jener schreckliche Zustand ein, dass das Evangelium im hellen Glanz leuchtet und die Herrlichkeit des Christus in ihrer ganzen Größe strahlt, Menschen aber von alledem nichts sehen. Da hilft keine Verkündigung mehr, auch nicht Verkündigung mit apostolischer Vollmacht. Das Evangelium ist dann wirklich verhüllt.

Der Mensch, ein Spielball.
Ist dann aber nicht der Mensch ein Spielball zwischen Gott und Satan? Ist er nicht jeder eigenen Verantwortung entnommen? Und muss nicht hinter solchen Geschehen dann eine doppelte Prädestination stehen, da es doch undenkbar ist, dass Satan bei einzelnen Menschen stärker sein könnte als Gott? 

Ungläubig oder Unkundig?
Vielleicht muss man zwischen Ungläubigen und Unkundigen (1 Kor 14,23) unterscheiden. Ungläubig kann erst der werden, der die rettende Botschaft hört und versteht, aber sie nun ablehnt und zurückweist. Hier liegt eine klare Entscheidung des Menschen vor. Nun erst kann Satan bei diesen Ungläubigen sein Werk tun und sie blind und sehunfähig machen. Wenn sie vorher nicht glauben „wollten“, so „können“ sie jetzt nicht mehr glauben.

 

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