Gottes Zorn bleibt auf ihm
Joh 3, 31-36 Donnerstag, 2. Osterwoche
Er, der von oben kommt, steht über allen; wer von der Erde stammt, ist irdisch und redet irdisch. Er, der aus dem Himmel kommt, steht über allen. Was er gesehen und gehört hat, bezeugt er, doch niemand nimmt sein Zeugnis an. Wer sein Zeugnis annimmt, beglaubigt, dass Gott wahrhaftig ist. Denn der, den Gott gesandt hat, verkündet die Worte Gottes; denn er gibt den Geist unbegrenzt. Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm.
Das Evangelium von gestern und das heutige Evangelium gehören zusammen. Gestern begann das Evangelium mit den Worten: „Gott hat die Welt so sehr geliebt“. Das heutige Evangelium endet mit den Worten: „Gottes Zorn bleibt auf ihm“. Vers 16 und Vers 36 stehen in einer gigantischen Spannung zueinander und dennoch sagen uns erst beide Verse zusammen die ganze Wahrheit über Gott. Jeder Vers schützt den anderen vor Missverständnissen. Vom „Zorn“ Gottes reden wir nur recht, wenn wir mit aller Kraft die Liebe Gottes verkündigen. Aber die „Liebe“ Gottes verkündigen wir nur recht, wenn wir den ganzen Ernst des Zornes Gottes dabei nicht verbergen.
Wir ahnen was die Liebe Gottes bedeutet, aber was ist der Zorn Gottes? Ist Gott zornig wie ein trotziges, zorniges Kind, wenn es seinen Willen nicht durchsetzen kann?
Die Definition des Duden hilft hier weiter: „Zorn ist ein heftiger, leidenschaftlicher Unwille über etwas, was jemand als Unrecht empfindet oder was seinen Wünschen zuwiderläuft.“
Darf Gott nicht seinen Unwillen zum Ausdruck bringen, wenn er sieht, dass wir Menschen fast alles zerstören was er in Liebe geschaffen hat? Darf er nicht mit Leidenschaft sagen, was er als Unrecht empfindet? Und was ist, wenn die Menschen nicht auf Gott hören? Darf Gott, der voller leidenschaftlicher Liebe zu uns Menschen ist, nicht voller Leidenschaft auch seinen Unwillen zum Ausdruck bringen, wenn er sieht, dass wir Menschen auf eigenen Wegen gehen?
Gott schickt den
Menschen nichts Übles, wenn sie auf eigenen Wege gehen wollen. Er versprüht nicht einen flammenden, alles
vernichtenden Zorn über die Menschen aus, wenn sie sich
nicht an seine Gebote halten wollen, sondern er überlässt die Menschen
sich selbst. Gott muss die Menschheit sich selbst überlassen, weil der Mensch meint
alleine, ohne Gott auskommen zu können. Gott überlässt die Menschen sich selbst
und der Rest erledigt der Mensch. Die Konsequenzen sehen wir jeden Tag in den Medien oder erfahren sie am eigenen Leib: Not, Krieg, Hunger, Unterdrückung ...
Und der Mensch sagt dann um sich zu entschuldigen: Gott ist eben zornig wie ein kleines Kind.
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