Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?

 Mt 22, 34-40  Freitag, 20. Woche

 

In jener Zeit, als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.

 

 

Warum brauchen wir überhaupt ein Gebot, das uns sagt, dass wir Gott und den Nächsten lieben sollen? Das ist doch selbstverständlich. Jeder Mensch sollte eigentlich Gott lieben und den Menschen achten, ohne dass es dafür ein eigenes Gesetz gibt - oder?

Das Hauptgebot ist eine Zusammenfassung der 10 Gebote, die Gott dem Moses gegeben hat. Aber von Adam bis Moses hatten die Menschen keine 10 Gebote. Dafür hatten sie das Naturgesetz, das Gewissen, das ihnen den richtigen Weg zeigte. Aber Vorsicht: Das Gewissen kann irren!

 

Zeigt das Gewissen immer den rechten Weg?

Muss man immer dem Gewissen folgen? Die Attentäter von 11. September in New York glaubten, so handeln zu müssen. Sie sind ihrem Gewissen gefolgt. Ich glaube, wir können sagen: Ja, man muss immer dem Gewissen folgen. Aber ich muss immer mit bedenken, mein Gewissen kann sich irren. Mein Gewissen kann nicht genügend erleuchtet sein, es kann fehlgeleitet sein. Mein Gewissen kann auch absterben.

 

Das Land der Kokosnüsse

Pater Bill erzählt eine wunderbare Geschichte aus Kerala in Indien. Kerala bedeutet: Land der Kokosnüsse. Es gibt dort viele Kokosnussbäume.

 

Eine Frau lief durch eine Kokosnussplantage und sah eine Kokosnuss am Boden liegen..

Was war ihr erster Gedanke? Die Nuss liegt am Boden, also kann ich sie mitnehmen, aber sie hatte einen Gewissenskonflikt. Der Teufel sagte zu ihr: Nimmt sie, die Kokosnuss liegt ja am Boden, nimm sie einfach mit nach Hause, das ist kein Problem. Aber Gott hat gesagt: Lass sie liegen, sie gehört nicht dir. Die Frau  hat die Kokosnuss genommen und rannte nach Hause. Ihr Herz hat schneller geschlagen, ihre Knie haben gezittert und sie hatte Angst, dass sie entdeckt wird. Sie hatte ein schlechtes Gewissen.

 

Am zweiten Tag lief sie wieder durch die Kokosnussplantage und sie hat wieder eine Kokosnuss am Boden gesehen. Der Teufel hat wieder gesagt: Kokosnuss, Kokosnuss!

Und Gott hat geantwortet: Nimm sie nicht, nimm sie nicht!

Aber weil sie gestern schon eine Kokosnuss mitgenommen hatte, war es heute leichter und sie hatte nicht mehr diese Probleme wie gestern. Sie schaute sich wieder um, niemand sah sie und so nahm sie auch die zweite Kokosnuss mit nach Hause. An diesem Tag haben ihre Knie nicht gezittert, nur das Herz hat etwas schneller geschlagen und etwas Angst hatte sie auch noch.

 

Am dritten Tag hat sie die dritte Kokosnuss mitgenommen. Die Knie waren ganz entspannt, die Angst war verflogen, nur das Herz hat etwas schneller geschlagen. Niemand hatte sie gesehen und sie erwischt.

 

Und am vierten Tag hat sie eine weitere Kokosnuss mitgenommen. An jenem Tag hat auch ihr Herz nicht mehr schneller geschlagen. Sie hatte keine Probleme mehr und sie hat von nun an so viele Kokosnüsse mitgenommen, wie sie wollte. Und so ist ihr Gewissen langsam, aber sicher abgestorben.

 

Deshalb muss ich immer bei meinen Gewissenskonflikten fragen:

Handle ich nach den beiden wichtigsten Geboten. Liebe ich Gott und liebe ich meinen Nächsten?

 

Gott segne Sie,

Edgar Wunsch, Pfr

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