Um des Himmelreiches willen. Wer das erfassen kann, der erfasse es.
Montag, 19. Woche: Mt 17, 22-27
In jener Zeit kamen Pharisäer zu ihm, die ihm eine Falle stellen wollten, und fragten: Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen? Er antwortete: Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer die Menschen am Anfang als Mann und Frau geschaffen hat und dass er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein? Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Da sagten sie zu ihm: Wozu hat dann Mose vorgeschrieben, dass man der Frau eine Scheidungsurkunde geben muss, wenn man sich trennen will? Er antwortete: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Mose euch erlaubt, eure Frauen aus der Ehe zu entlassen. Am Anfang war das nicht so. Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch. Da sagten die Jünger zu ihm: Wenn das die Stellung des Mannes in der Ehe ist, dann ist es nicht gut zu heiraten. Jesus sagte zu ihnen: Nicht alle können dieses Wort erfassen, sondern nur die, denen es gegeben ist. Denn es ist so: Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht, und manche haben sich selbst dazu gemacht - um des Himmelreiches willen. Wer das erfassen kann, der erfasse es.
Es ist vor allem der Zölibat, die ehelose Lebensform, die bei kirchenkritischen Zeitgenossen immer wieder negativ aufstößt. Die fragwürdigste Einrichtung in der katholischen Kirche, so hat man manchmal den Eindruck, sei der Zölibat. Und er ist es in der Tat! Aber nicht aus den Gründen, die man heute zu seiner Abschaffung ins Feld führt.
Um es kurz auf einen Nenner zu bringen: Vor dem Zölibat gibt es nur eine Alternative: Entweder es gibt Gott, oder der zölibatär lebende Mensch ist verrückt. Eine andere Alternative gibt es nicht!
Wer Ehe und Familie – eine so elementare, tiefe und schöne Möglichkeit des
Lebens aufgibt, um allein durch die Welt zu gehen, der muss krank sein oder
einen anderen wichtigen Grund haben, der ihn dazu bewegt.
Falsches Verständnis des Zölibates
Praktische Gründe können keine Basis sein für eine freie Ehelosigkeit.
Also: Man hat mehr Zeit, oder in Verfolgungszeiten kann man freimütig für die Kirche und für Gott Zeugnis geben - eine Familie kann nicht als Druckmittel eingesetzt werden. Aber was ist, wenn dann keine Verfolgung kommt. Dann hat der ja seine Ehelosigkeit umsonst gewählt.
Das zölibatäre Leben ist auch nicht eine Notlösung. Also in dem Sinne. Der hat keine Frau oder keinen Mann gefunden. Nein.
Das Wort „Zwangszölibat“ ist ein Unwort. Niemand hat mich gezwungen, ehelos zu leben. Niemand zwingt heute die jungen Männer im Priesterseminar, die Priester werden wollen. Es ist eine freiwillige Entscheidung für Gott. Aus Liebe.
Zölibat bedeutet
Der Zölibat ist eine Entscheidung aus Liebe. „Coeli“ ist der Himmel. Zölibatär leben bedeutet des Himmels wegen – ich lebe ein Leben für und mit Gott. Ich lebe für und mit Gott -freiwillig - aus Überzeugung nicht aus Zwang. „Gott ist die Liebe“. Das ist die zentrale Botschaft des ersten Johannesbriefes. Und dieser Feuerbrand der Liebe, nämlich Gott, kann einen Menschen mit diesem Feuer anstecken und entzünden, sodass er – um es überspitzt zu sagen – das Heiraten vergisst.
Zölibat bedeutet: Ich hätte heiraten können, aber ich habe mich anders entschieden nämlich für ein Leben mit Gott – aus Liebe! Das zölibatäre Leben ist zuallererst eine Liebesentscheidung. Ein Ja für Gott. Man kann nur positiv aus einem „JA“ heraus das Versprechen der Ehelosigkeit ablegen.
Die Ehelosigkeit ist erst dann auch ein Verzicht, aber nicht zuallererst. Der Verzicht ist nicht die Motivation. Aus einem Verzicht kann ja niemand sein Leben aufbauen. Vergleichen Sie dies einmal mit einer Hochzeit: Selbstverständlich bedeutet das «Ja» zu dem einen Ehepartner auch ein «Nein» zu - wer weiß wie vielen - anderen möglichen Menschen, die nun von dieser Liebesgemeinschaft ausgeschlossen sind. Aber wer käme auf die Idee, bei der Hochzeit diesem «Nein» hinterher zu trauern? Was im Vordergrund steht - und nur das allein zählt - ist das JA zu dem einen Geliebten.
Man darf nicht so tun, als sei die Ehe immer ein Himmel voller Geigen und der Unverheiratete, der ehelos Lebende, der zölibatär lebende Mensch, immer das Opferlamm.
So schmerzlich die Einsamkeit eines Priesters sein kann - die Not der Eltern mit ihren Kindern oder das Leid eines Verheirateten, der nicht wirklich geliebt oder sogar verlassen wird, kann auch sehr drückend sein.
Der Mönch, die Schwester, der Priester sind keine „Single“ mehr, sie sind nicht mehr „zu haben“. Gott ist so real in dieser Welt, dass man auf ihn ein Leben aufbauen kann. Der ehelos lebende Priester und die ehelos lebende Ordensschwester haben ihr Leben auf einem einzigen Fundament aufgebaut. Dieses Fundament ist Jesus. Es lohnt sich, Gott ein ganzes Leben hinzugeben.
Gott segne Sie
Edgar Wunsch, Pfr m.F.
Wie wunderbar und verständlich erklärt !!!
AntwortenLöschenDie "EHE" eines Priesters mit GOTT, seine Berufung, die WEIHE und dann die EHELICHE TREUE in diesem Bunde und zwar in Freud und Leid !!! Für mich unvorstellbar, dass ein Pfarrer(-in) dieselben Treuegelübde auch noch einem Menschen geben kann ..... !?
Danke Herr Pfarrer Wunsch m.F.