Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen: Joh 20, 23

Der erste Auftrag, nachdem die Apostel den Heiligen Geist empfangen hatten, war, dass sie in den Beichtstuhl gehen sollten, um den Menschen die Sünden zu vergeben.

Mindestens zwei Probleme ergeben sich mit diesem Auftrag. Das erste Problem besteht darin, dass man erkennen muss, was eine Sünde ist und das zweite Problem besteht dann darin, dass man die Sünden einem anderen Menschen sagen soll.

 

Das erste Problem: Was ist eine Sünde?

Nun, diese Frage lässt sich relativ leicht beantworten. Stellen Sie sich einfach einmal vor, dass in ihrem Kopf Elektroden angebracht wären, die alles, was sich in ihrem Gehirn abspielt, ins Internet übertragen könnten. Jeder, der ihren Namen kennt, könnte sich mit dem Internet mit ihrem Gehirn verbinden und würde auf einer besonderen Webseite alles sehen, was sie denken, was sie gesagt haben, wohin sie gegangen sind, was sie angeschaut und gelesen haben.

Ich vermute, dass ihnen bei diesem Gedanken nicht sehr wohl wäre. Aber, und dies ist jetzt die Antwort auf die Frage: Was ist eine Sünde? Alles, von dem sie den Eindruck haben, dass es besser wäre, wenn es niemand lesen oder sehen sollte, könnte eine Sünde sein.

Denken Sie einmal darüber nach.

 

Das zweite Problem: Ich soll die Sünden einem Menschen sagen.

Die Vergebung der Sünden im Sakrament ist an einen anderen sündigen Menschen gebunden. Ich kann mich nicht selbst von Sünden lossprechen, sondern brauche hierzu ein Gegenüber. Jesus hat die Vollmacht, Sünden zu vergeben, an Menschen gebunden. Das Bußsakrament gehört damit zu den ärgerniserregendsten Sakramenten, welche die Kirche ihren Gläubigen empfiehlt. Bei keinem anderen Sakrament empfinden wir das gebunden sein an einen Menschen so hart wie im Bußsakrament. Niemand käme auf die Idee, sich selbst zu taufen oder sich selbst Krankensalbung zu spenden. Auch feiert (noch) niemand zu Hause privat der Eucharistie. Niemand spendet sich selbst die Priesterweihe, kein Ehepaar heiratet für sich alleine. Stets bedarf es eines Gegenüber, der das Sakrament spendet. Einzig beim Sakrament der Buße empfinden wir das gebunden sein an einen Menschen hart.

Wenn es um die Vergebung der Sünden geht, dann sagen wir: Das kann ich mit mir alleine ausmachen. Hierzu brauche ich niemand. Ich gehe im Wald spazieren und denke über mein Leben nach. Warum soll ich meine Sünden einem Priester sagen?

Eine Antwort von Pater Hans Buob, die ich vor Jahren während Exerzitien hierzu gehört habe, hat sich mir bis heute ins Gedächtnis eingegraben.

Stellen wir uns einen Ehemann vor, der nach einem heftigen Streit die Koffer packt und voller Wut nach Ame-rika auswandert. In Amerika kommt er nach einiger Zeit zur Ruhe, er geht in sich und erkennt, dass er auch sei-nen Anteil am Streit hatte. Nun kann er in seinem stillen Kämmerlein in Amerika in sich gehen, Reue erwecken und beten. Er wird aber so lange keine Ruhe in seinem Inneren finden, bis er von drüben, von Europa, wo seine Frau immer noch ist, ein kleines Zeichen der Vergebung erhalten hat. Er muss dort anrufen, er muss einen Brief schreiben, er muss sich bei seiner Frau irgendwie melden und diese muss ihm ein Wort des Vergebens zu sprechen. Er braucht das Vergebungswort von drüben.

 

In der Beichte erhalten ich das Vergebungswort von drüben. Ich sage dem Priester meine Sünden, und der Priester spricht in persona Christi das Vergebungswort von drüben.

 

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