Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, euch aber sonst nichts tun können

 

Lk 12, 1-7 Freitag, 28. Woche

 

In jener Zeit strömten Tausende von Menschen zusammen, so dass es ein gefährliches Gedränge gab. Jesus wandte sich zuerst an seine Jünger und sagte: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt vor der Heuchelei. Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Deshalb wird man alles, was ihr im Dunkeln redet, am hellen Tag hören, und was ihr einander hinter verschlossenen Türen ins Ohr flüstert, das wird man auf den Dächern verkünden. Euch aber, meinen Freunden, sage ich Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, euch aber sonst nichts tun können. Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt Fürchtet euch vor dem, der nicht nur töten kann, sondern die Macht hat, euch auch noch in die Hölle zu werfen. Ja, das sage ich euch Ihn sollt ihr fürchten. Verkauft man nicht fünf Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch vergisst Gott nicht einen von ihnen. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.


Fürchte dich nicht: Das sagt sich so leicht daher. Ich kenne Situationen, in denen ich zwar nicht Furcht, aber doch Angst in mir spüre. Angst kommt in meinem Herzen auf, wenn mir Menschen plötzlich wie aus heiterem Himmel hart und aggressiv begegnen. Ich spüre Angst in mir, wenn Menschen durch alle mögliche Dinge einen Druck aufbauen, um ihre Meinung durchzusetzen. Ich spüre Angst in mir, wenn Beschwerdemails und Wutbriefe geschickt werden. Ich spüre Angst in mir, weil ich dann nicht weiß, wie ich reagieren soll, was ich antworten soll, was auf mich zukommt.

Nun, Angst zu spüren ist nicht schlimm und es ist auch kein Weltuntergang. Ich kann meine Angst akzeptieren und mich ihr stellen, denn sie ist nichts im Vergleich zu dem, was die verfolgten Christen weltweit und zu allen Zeiten erleben und durchleiden.

 

Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, euch aber sonst nichts tun können

Wie haben die ersten Christen im antiken Rom diesen Satz verstanden, als man sie zur Belustigung der Menge den wilden Löwen zum Fraß überließ?

Wie haben Christen in den Konzentrationslagern des Dritten Reiches dieses Evangelium gelesen und verstanden?

Das Trappistenkloster Tibhirine im Atlasgebirge / Algerien geriet vor 20 Jahren während des algerischen Bürgerkrieges zwischen die Fronten von Armee und Rebellen. Sieben Mönche wurden entführt und ermordet. Wie lasen jene Ordensleute diese Bibelstelle?

Wie gehen jene Christen im Norden von Nigeria mit dieser Aufforderung Jesu „fürchtet euch nicht“ um, die befürchten müssen, dass ihr Dorf in der kommenden Nacht von den Rebellen gestürmt wird.

 

Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, euch aber sonst nichts tun können

Ich lebe in einem Land, in dem es keine Christenverfolgung gibt. Niemand wird mich töten oder steinigen, nur weil ich in die Kirche gehe, um zu beten. In anderen Ländern sieht dies schon anders aus. Darum kann ich an dieser Stelle eigentlich nur schweigen. Jene, die Gewalt und Verfolgung erlebt haben, müssten hier schreiben und berichten, wie ihnen diese Bibelstelle in Zeiten der Verfolgung Kraft und Mut gegeben hat.

 

Im Vergleich zu jenen Menschen bin ich noch ein blutiger Anfänger im Glauben. Meine Angst ist nichts im Vergleich zu deren Furcht.

 

Dies meint

Edgar Wunsch, Pfr

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