Selig ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes

Lk 6, 20-26     Mittwoch, 23. Woche

 

In jener Zeit richtete Jesus seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht. Aber weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. Weh euch, wenn euch alle Menschen loben; denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.

 

Wir denken, wenn wir diese Seligpreisung hören, oft nur an jene, die materiell arm sind. Wir denken an jene, die kein Geld, keine Kleidung, keine Möglichkeit haben, die Grundbedürfnisse des menschlichen Lebens zu befriedigen. Sicher gibt es unserem reichen Deutschland auch Menschen, die materiell arm sind und jeden Tag den Euro im Geldbeutel fünfmal umdrehen müssen. Ich wünsche allen diesen Menschen, dass sie dieser Form der Armut überwinden.

 

Geistliche Armut

Eine viel größere Armut sehe ich aber in einer geistlichen Armut. Arm sind auch jene, die nach einem tieferen Sinn für ihr Leben suchen. Arm sind auch jene, denen die oberflächliche Wohlstandsgesellschaft nicht ausreicht. Arm sind auch jene, die einen Mangel an Liebe und Geborgenheit in sich spüren. Arm sind auch jene, die nach einem letzten Sinn für ihr Leben suchen.


Die Jünger waren nicht materiell arm

Die Jünger waren eigentlich nie arme Leute gewesen. Levi, der Zöllner, hatte einen gewinnbringenden Beruf, er konnte ein großes Fest in seinem Hause feiern. Jakobus und Johannes betrieben einen Fischereibetrieb. Petrus hatte mehrere Mitarbeiter. Unter den Jüngerinnen Jesu befanden sich auch wohlhabende Frauen.

 

Die Jünger sehnten sich nach mehr

Vielleicht spürte Jesus eine innere Armut in den neu gewählten Aposteln, eine Sehnsucht nach Tiefe und Sinn für das eigene Leben. Vielleicht erkannte Jesus, dass sich die Apostel dieser Armut bewusst waren und sie ahnten, dass letztlich nur Gott diese Leere in ihnen ausfüllen konnte. Vielleicht wählte Jesus aus diesem Grunde gerade diese zwölf Apostel aus den 72 Jüngern aus. Diese Zwölf trugen eine Sehnsucht nach Tiefe, nach mehr, nach Gott in ihrem Herzen, darum berief er gerade sie und nicht die anderen. Wer nicht eine Sehnsucht nach einer Gottesbegegnung in sich spürt, der taugt nicht für die Nachfolge.

 

Zuerst die Armut und der Hunger, dann die Verfolgung

Darum steht die Seligpreisung der Armen auch am Anfang und die Verfolgung durch die Menschen am Ende der Aufzählung. Die Verfolgung und das ausgeschlossen werden aus der Gesellschaft kommt früh genug. Am Anfang der Nachfolge aber muss die Armut stehen, die Sehnsucht nach Gott.


Wie ist es in meinem Herzen?

Trage ich auch eine Sehnsucht nach Gott in meinem Herzen?

 

Gott segne Sie, Edgar Wunsch, Pfr

 

 

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