Und wer ist mein Nächster?: Lk 10, 29

Die Juden sagten: Nächstenliebe soll ausschließlich jenen zukommen, die zu mir gehören. Die Nächstenliebe gilt meiner Familie, meinen Glaubensbrüdern und Schwestern, meinem Volk. Für die Juden waren die Gebote nur für ihresgleichen. Die in der Nähe bekommen meine Liebe.

Für Jesus definiert sich die Nächstenliebe nicht durch die Nähe, sondern umgekehrt. D. h. die Nähe wird nicht durch Verwandtschaft, Freundschaft, gleiche Interessen hergestellt, sondern die Liebe schafft die Verbindung. Für Jesus gilt das Liebesgebot für alle. Die Liebe sucht die Nähe.

 

Der Priester und der Levit gingen an dem Notleidenden vorbei. Er gehörte nicht zu ihnen. Sicher haben sie sich in den wenigen Sekunden, in denen sie an dem um Hilfe rufenden Mann vorbeigingen, 1000 Gründe überlegt, warum sie nicht helfen und eingreifen können. Sicher haben sie sich gesagt: Ich kann nicht helfen. Es wäre aber ehrlicher gewesen, wenn sie sich gesagt hätten: Ich möchte nicht helfen.

 

Mir gefällt sehr, was Helmut Thielicke schreibt. „Gründe stellen sich immer ein, wenn man sich vor etwas drücken will. Selbst der größte Dummkopf denkt auf einmal scharfsinnig wie ein Mathematikprofessor, wenn er Gründe für eine Drückebergerei finden soll. Der Weg zur Hölle ist nicht nur mit guten Vorsätzen, sondern, sondern auch mit guten Gründen gepflastert.“ (Das Bilderbuch Gottes, 239)


Gott segne Sie
Edgar Wunsch, Pfr

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