Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?

 

Lk 7, 18b-23     Advent, 3. Woche Mittwoch       

 

In jener Zeit rief Johannes der Täufer zwei von seinen Jüngern zu sich, schickte sie zum Herrn und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Als die beiden Männer zu Jesus kamen, sagten sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir geschickt und lässt dich fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Damals heilte Jesus viele Menschen von ihren Krankheiten und Leiden, befreite sie von bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. Er antwortete den beiden: Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.


Auszug aus der Predigt von Papst Benedikt XVI am 12. Dezember 2010 in der Pfarrei St. Maximilan Kolbe in Rom

 

Im Evangelium haben wir die Frage des Täufers gehört, der sich im Gefängnis befindet; des Täufers, der das Kommen des Richters verkündet hatte, das die Welt verändern würde, und jetzt spürt er, dass die Welt dieselbe bleibt. Er lässt also Jesus die Frage stellen: "Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?"

Es sind viele Propheten, Ideologen und Diktatoren gekommen, die gesagt haben: Er ist es nicht! Er hat die Welt nicht verändert! Wir sind es! Und sie haben ihre Reiche, ihre Diktaturen, ihren Totalitarismus geschaffen, der die Welt verändern sollte. Und er hat sie verändert, aber auf zerstörerische Weise. Heute wissen wir, dass von diesen großen Versprechen nur große Leere und große Zerstörung übriggeblieben ist. Sie waren es nicht.

Und so müssen wir von Neuem auf Christus blicken und Christus fragen: Bist du es? Der Herr antwortet auf seine stille, ihm eigene Weise: Seht, was ich getan habe. Ich habe keine blutige Revolution heraufgeführt, ich habe die Welt nicht mit Gewalt verändert, aber ich habe viele Lichter entzündet, die inzwischen in den Jahrtau-senden eine große Straße aus Licht bilden.

 

Was für ein großes Licht ist er geworden! Wie viel Licht ist von dieser Gestalt ausgegangen und hat andere ermutigt, sich hinzugeben, den Leidenden, den Unterdrückten nahe zu sein! Denken wir daran, welch ein Vater Damian de Veuster für die Leprakranken war, der mit den Leprakranken und für sie gelebt hat und gestorben ist, und so Licht in diese Gemeinschaft gebracht hat. Denken wir an Mutter Teresa, die so vielen Menschen Licht geschenkt hat, die nach einem Leben ohne Licht mit einem Lächeln gestorben sind, weil sie vom Licht der Liebe Gottes berührt worden waren.

Und so könnten wir fortfahren, und wir würden sehen, dass es so wie es der Herr in der Antwort an Johannes gesagt hat nicht die gewaltsame Revolution der Welt ist, dass es nicht die großen Versprechungen sind, die die Welt verwandeln, sondern es ist das stille Licht der Wahrheit, der Güte Gottes, das Zeichen seiner Gegenwart ist und uns die Sicherheit schenkt, dass wir bis ins Letzte geliebt sind und nicht vergessen werden, dass wir kein Produkt des Zufalls, sondern von der Liebe gewollt sind.

Kommen wir in Kontakt mit Jesus, mit dem Sohn Gottes, so dass wir selbst eines dieser kleinen Lichter werden, die er entzündet hat, und dass wir Licht in die Welt tragen, die so spürt, dass sie erlöst wird. Unser Geist muss sich dieser Einladung öffnen, und so werden wir freudig auf Weihnachten zugehen, indem wir die Jungfrau Maria nachahmen, die im Gebet mit innigem und freudigem Bangen die Geburt des Erlösers erwartet hat. Amen!

Gott segne Sie

Edgar Wunsch, Pfr

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