Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrárch von Galiläa, sein Bruder Philíppus Tetrárch von Ituräa und der Trachonítis, Lysánias Tetrárch von Abiléne; Hohepriester waren Hannas und Kájaphas.

 

2. Advent C     Lk 3, 1–6

 

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1Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tibérius;
Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa,
Herodes Tetrárch von Galiläa,
sein Bruder Philíppus Tetrárch von Ituräa und der Trachonítis,
Lysánias Tetrárch von Abiléne;
2Hohepriester waren Hannas und Kájaphas.
Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes,
den Sohn des Zacharías.
3Und er zog in die Gegend am Jordan
und verkündete dort überall
die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden,
4 wie im Buch der Reden des Propheten Jesája geschrieben steht:
Stimme eines Rufers in der Wüste:
Bereitet den Weg des Herrn!
Macht gerade seine Straßen!
5Jede Schlucht soll aufgefüllt
und jeder Berg und Hügel abgetragen werden.
Was krumm ist, soll gerade,
was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden.
6Und alle Menschen werden das Heil Gottes schauen.

 

Wenn Ihnen die heutige Betrachtung zu lange ist und Sie nicht so viel lesen möchten, dann können Sie auch gleich zum dritten Punkt vorspringen.

 

1. Die politischen Verhältnisse

Das Evangelium nennt uns eine traurige Liste der religiösen und politischen Führer, die in jener Zeit das Sagen hatten. Kaiser Tiberius wird genannt. Wenn der Kaiser genannt wird, so erkennen wir sofort, dass Israel damals kein freies Land war, sondern zum römischen Weltreich gehörte. Pontius Pilatus, Herodes Antipas, Philippus und Lysanias waren die Vertreter des Kaisers und hatten das Land Israel unter sich aufgeteilt.

 

Pontius Pilatus: Er wird als grausam beschrieben, veruntreute Geld aus dem Tempelschatz und ging gegen jeden Aufstand grausam vor. Wir kennen seine feige Haltung beim Prozess und bei der Verurteilung Jesu.

 

Herodes: Bei diesem Namen muss man etwas aufpassen, weil viele Personen nacheinander oder sogar zeitgleich diesen Namen trugen und man leicht durcheinanderkommen kann. Da ist zunächst Herodes der Große. (Er wird nicht im Evangelium genannt). Er hatte ein grausames und ein misstrauisches Wesen, alle die ihm gefährlich wurden ließ er töten, selbst seine Frau Mariamne. Herodes der Große war es auch, der den Kindermord in Bethlehem anordnete. Die Söhne des Herodes des Großen werden nun im Evangelium genannt, Herodes Antipas und Philippus.

 

Herodes Antipas hatte den üblen Charakter seines Vaters (Herodes d. Große) geerbt. Er ertrug es nicht, dass Johannes ihm den Ehebruch vorwarf, ließ ihn deshalb ins Gefängnis werfen und stimmte seiner Enthauptung zu. Bei der Verhandlung in Jerusalem trieb Herodes seinen Spot mit Jesus und ließ ihm ein Prunkgewand umhängen. Es bereitete ihm offensichtlich Freude, sich über Jesus lustig zu machen

 

Die Überlieferungen von Philippus und Lysanias sind spärlich. Philippus wird beschrieben als ein bescheidener und in sich ruhender Menschen, der seine Verantwortung ernst nahm. Er war allerdings nur ein Herrscher über ein unbedeutendes Wüstengebiet im Norden des Landes. Auch Lysánias war eher unbedeutend. Er war Landesfürst im Gebiet um den Berg Hermann im Norden Israels.

 

2. Die religiösen Verhältnisse

Lukas nennt auch die bedrückenden religiösen Verhältnisse in jenem Land. Er nennt die beiden Namen der Hohenpriester Hannas und Kajaphas. Lukas nennt zwei Hohenpriester! Daran kann man schon erkennen, dass auch religiös einiges im Argen war. Nach dem Gesetz durfte es eigentlich nur einen Hohenpriester geben. Wir können erahnen, was dies für das Volk der Juden bedeutete, wenn wir Katholiken uns vorstellten, dass wir zwei Päpste hätten, von denen jeder seine Anhänger hätte.

 

3. Was können wir daraus lernen?

Die Zeit Jesu war politisch und religiös keine gute Zeit. Es war eine gewaltstätige Zeit voller Lug und Trug. Es war eine gottlose Zeit. Die Liste der Namen im heutigen Evangelium ist eine traurige Liste. Wenn solche Männer die Herrscher waren, wie muss dann erst das Volk gewesen sein?

 

Nicht verzweifeln

Auch dieses Evangelium hat etwas mit dem Advent zu tun. Wir können durch die Schilderung der Namen aller kirchlichen und politischen Verantwortlichen der damaligen Epoche lernen, dass gerade in einer Zeit die hoffnungslos erscheint, Gott seine Erlösung vorbereitet.

Wie viel Hoffnungslosigkeit haben die Menschen in unserer modernen Zeit. Nicht wenige sehen nur noch einen Untergang und einen Niedergang. Ich bin nicht ganz unberührt von dieser Versuchung. Manchmal nagt Schwermut an meinem Gemüt, wenn ich in den Medien fast nur trübe Nachrichten über alle möglichen Katastrophen und Virusvarianten höre.

Damals erging plötzlich ein Wort an Johannes. Und dieses Wort war wie ein Lichtstrahl in der Dunkelheit. Gott schweigt nicht, er schickt ein Wort, ein Hoffnungswort. In einem Augenblick kann Jesus das Dunkel und die Hoffnungslosigkeit in Licht und in Zukunft verwandeln.

Was Gott damals getan hat, das kann er auch heute wieder tun. Gott bereitet seine Erlösung immer dort vor, wo die Dinge hoffnungslos und dunkel erscheinen. Wo keine Zukunftsaussichten gegeben sind, hat Gott immer noch einen Plan. Daran möchte ich denken. Gott hat immer noch einen Plan auch dort – oder vielleicht gerade dort – wo der Mensch nur noch dunkel sieht und keine Hoffnung mehr hat. Gott hat immer noch einen Plan.

 

Gott segne Sie

Edgar Wunsch, Pfr

 

 


 

 

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