diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles hergegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt
32. So B Mk 12, 38–44
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Das heutige Evangelium erinnert mich an zwei Begebenheiten
Als Missionar auf den Philippinen
Während meines Theologiestudiums arbeitete ich für ein Vierteljahr auf meinem alten Beruf als Automechaniker im Norden der Philippinen. Eine Woche lang konnte ich zusammen mit einem Steyler-Missionar zu Fuß die entlegenen Bergdörfer im Norden des Landes besuchen. Nie vergesse ich die Einladung zu einem Abendessen in der einfachen Hütte einer bäuerlichen Familie. Der Pater und ich saßen am Tisch, die Eheleute und deren Kinder saßen hinter uns und warteten, bis wir mit dem Essen fertig waren. Nach dem langen Fußmarsch hatte ich einen guten Hunger und langte somit kräftig zu. Es gab Hühnchen und Reis.
Etwas verstohlen neigte sich mir der Pater nach einer Weile zu und sagte: "Iss nicht so viel, die wollen auch noch etwas". Später habe ich erfahren, dass die Familie eines ihrer letzten Hühner für uns geschlachtet hatte. In der Nacht lagen wir im Ehebett des Ehepaares, das Ehepaar schlief auf dem Boden.
Ein Besuch in Tansania
Zusammen mit einer Ordensfrau und zwei Jugendlichen war ich unterwegs, um verschiedene Gemeinden rund um den Kilimandscharo in Tansania zu besuchen. Nach einer langen Fahrt durch die staubige Steppe erreichten wir am Abend ein abgelegenes kleines Dorf. Ich war dankbar über die Erfrischungen und die Duschmöglichkeit die uns sofort nach unserer Ankunft angeboten wurde.
Als ich jedoch erfuhr, dass die Dorfbewohner das Wasser aus dem 2 Kilometer entfernten Fluss herangeschleppt hatten schämte ich mich über meinen unbedacht hohen Wasserverbrauch.
Zu Gast waren wir bei einer jungen Lehrerin in einer kleinen, bescheidenen Hütte. Ein Abendessen stand für uns bereit.
Der einzige Raum war Küche, Schlafzimmer und Wohnraum in einem. Auf dem Boden stand eine kleine Holzkiste. Als die Lehrerin dieser Kiste öffnete, sahen wir, dass ihre spärliche Garderobe darin untergebracht war. Sofort dachte ich an meinen eigenen Kleiderschrank. Das Essen, das sie uns servierte, war wirklich vom Munde abgespart.
"... sie hat alles hergegeben, was sie besaß."
Kann ich so geben, dass ich es spüre, dass es wehtut? Das sind vielleicht nicht immer materielle Gaben, sondern auch Zeit, Aufmerksamkeit. Ein gutes Wort. Wie geht es mir dabei, wenn ich etwas herschenken soll?
"... ihren ganzen Lebensunterhalt."
Die Witwe ist ein Bild der Hingabe und des radikalen Gottvertrauens. Wie steht es um mein sich einlassen auf Gott, um mein Gottvertrauen? Wann habe ich im Vertrauen auf Gott etwas gewagt? Habe ich Sehnsucht nach solchem Vertrauen? Oder spüre ich wenigstens das »Verlangen nach dieser Lebenseinstellung« in mir?
Gott segne Sie
Edgar Wunsch, Pfr
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