Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen werden.

 

Lk 21, 5-11      Dienstag, 34. Woche

 

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In jener Zeit, als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen werden. Sie fragten ihn Meister, wann wird das geschehen, und an welchem Zeichen wird man erkennen, dass es beginnt? Er antwortete: Gebt acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen Ich bin es!, und Die Zeit ist da. - Lauft ihnen nicht nach! Und wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort. Dann sagte er zu ihnen Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen, und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen.


Der Tempel

Herodes der Große begann im Jahr 21 v. Chr. damit, den bestehenden Tempel auszubauen und zu vergrößern. Der Tempel wurde zwar nach kurzer Bauzeit bereits eingeweiht, seine Fertigstellung zog sich jedoch bis zum Jahr 66 n. Chr. hin. Vier Jahre später, 70 n. Chr., wurde er dann durch römische Truppen geplündert, in Brand gesetzt und zerstört.

 

Die Evangelien berichten nichts von der Zerstörung des Tempels

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solch gravierendes Ereignis wie die Zerstörung des Tempels in Jerusalem keinen Widerhall in den Evangelien gefunden hätte, wenn diese nach der Zerstörung des Tempels geschrieben worden wären. Die Erklärungen in der neuen Einheitsübersetzung zur Entstehungszeit der Evangelien überzeugen mich nicht. Eine Spätdatierung der Evangelien auf die Zeit nach der Zerstörung des Tempels hängt im Wesentlichen von dem Urteil ab, dass Jesus keine "Prophezeiungen" des Untergangs Jerusalems ausgesprochen habe. Diese seien ihm vielmehr von den Evangelisten bzw. der mündlichen Überlieferung nachträglich in den Mund gelegt worden.

 

Spätdatierung der Evangelien

Manche datieren die Entstehung der Evangelien darum auf eine Zeit lange nach dem Tod Jesu. Sie meinen, dass das Markusevangelium um das Jahr 70 geschrieben wurde, das Matthäus und das Lukasevangelium um das Jahr 80-90 nach Christus und das Johannesevangelium sogar erst am Ende des ersten Jahrhunderts. In keinem dieser Evangelien wird jedoch die Zerstörung des Tempels erwähnt. Will man mit der Spätdatierung der Evangelien manche Aussagen relativieren?

 

Frühdatierung der Evangelien

Klaus Berger setzt eine Entstehung der Evangelien wesentlich früher an: Matthäus zwischen 50 und 60, Markus spätestens 45, Lukas (Evangelium und Apostelgeschichte) vor 68, Johannes 68/69, und die Johannesoffenbarung vor 70.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass es noch zuverlässige Augenzeugen Jesu gegeben hatte, als die Evangelien niedergeschrieben wurden. Petrus bekennt sogar: „Denn wir sind nicht klug ausgedachten Geschichten gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft unseres Herrn Jesus Christus kundtaten, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe (2 Petr 1,16)“.

 

Gott segne sie,

Edgar Wunsch, Pfarrer

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