Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern, und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden

 

Lk 21, 12-19     Mittwoch, 34. Woche

 

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Bevor dies alles geschieht wird man euch festnehmen und euch verfolgen. Man wird euch um meines Namens willen den Gerichten der Synagogen übergeben, ins Gefängnis werfen und vor Könige und Statthalter bringen. Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können. Nehmt euch fest vor, nicht im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, so dass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können. Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern, und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.

 

Kaplan Philip Omenukwa aus Nigeria arbeitete als Priester einige Jahre bei uns in der Seelsorgeeinheit. Hin und wieder berichtete er von der Christenverfolgung durch Islamisten im Norden seines Landes. Nun lese ich auf „www.verfolgte-christen.org“.

 

Die Männer standen zusammen mit Pastor Timothy Umaru am Rande ihres Dorfes Wache. Sie hielten Ausschau nach Anzeichen drohender Gefahr. Nur Tage zuvor hatten militante Fulani ein Dorf in der Nachbarschaft angegriffen.

Dann plötzlich, kurz nach sechs Uhr morgens, hörten sie vom Dorf her Schreie und Schüsse. Unruhe breitete sich aus, Menschen rannten in alle Richtungen davon, während sich die Luft mit dem Rauch brennender Häuser füllte. Schergen der islamistischen Fulani-Miliz hatten das Dorf unbemerkt von der anderen Seite angegriffen. Timothy war verzweifelt, als er an seine Familie, die Gemeinde und das Dorf dachte, in dem fast nur Christen lebten. „Ganz ehrlich“, bekennt er heute, „obwohl uns die Bibel vorhersagt, dass solche Dinge geschehen werden, war mein erster Gedanke: ‚Wo bist Du, Herr?‘“

 

Tod und Leid

Timothys Frau Rifkatu nahm gerade an einem Gebetstreffen teil, als sich der Angriff ereignete. Mit ihrer dreijährigen Enkelin Uma im Arm floh sie von dort zusammen mit anderen. Die kleine Uma überlebte nicht. Auch siebzig weitere Dorfbewohner verloren an diesem Tag ihr Leben.

Erst nach einiger Zeit konnten Timothy und Rifkatu in ihr Dorf zurückkehren – eine Zeit des Abstands, die ihnen half, die Ereignisse zumindest ansatzweise zu verarbeiten. Timothys Kollege, der leitende Pastor der Gemeinde, in dessen Haus damals das Gebetstreffen stattgefunden hatte, verließ das Dorf.  Seine Frau war unter den Opfern. Über seinen Verlust und das Erlebte kam er nicht hinweg. Nun war Timothy allein für die Gemeinde verantwortlich.

 

Glaube, der Angst überwindet

Die Menschen im Dorf sind bis heute verängstigt und traumatisiert, beim kleinsten Geräusch schrecken sie auf. Selbst verunsichert versucht Pastor Timothys, die Gemeindeglieder zu ermutigen. Für ihn und seine Frau wurde die tiefe Leidenszeit auch zu einem Wendepunkt. „Offen gesagt“, so der Pastor, „war unser Glaube vor diesem Angriff oberflächlich. Natürlich hörten wir immer wieder von Angriffen. Und jedes Mal erschütterte das unseren Glauben. Aber nachdem wir selbst den Angriff erleben mussten, gibt uns unser Glaube einen ganz anderen Halt.“ Trotz des Risikos weiterer Angriffe, haben Timothy und seine Familie nicht vor, ihr Dorf zu verlassen. „Wir bleiben hier, weil wir hier erlebt haben, wie unser Glaube gestärkt wurde.“

 

Das Evangelium ist bis in unsere Tage sehr konkret.

 

Gott segne sie,

Edgar Wunsch, Pfarrer

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