Mt 14, 22–33: Da stieg Petrus aus dem Boot
19.
Sonntag A
Nachdem Jesus die Menge gespeist hatte,
22 drängte er die Jünger, ins Boot zu steigen und
an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause
schicken.
23Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf
einen Berg, um für sich allein zu beten. Als es Abend wurde, war er allein
dort.
24Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land
entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten
Gegenwind.
25In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen; er
ging auf dem See.
26Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken
sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst.
27Doch sogleich sprach Jesus zu ihnen und sagte:
Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!
28Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es
bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme!
29Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus.
30Als er
aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst.
Und als er begann unterzugehen, schrie er: Herr, rette mich!
31Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn
und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?
32Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich
der Wind.
33Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und
sagten: Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du.
Lektionar 2018 ff. © 2020 staeko.net
Betrachtung: Da stieg Petrus aus dem Boot
Petrus muss sich vom Schiff lösen. Er muss sich lösen vom letzten Halt. Glaube ist auch ein sich lösen von menschlichen Absicherungen.
Gott nimmt die Sicherung weg an die wir uns, - mehr als wir oft ahnen - anklammern.
Vielleicht hat Gott hier von Petrus das Schwerste gefordert. Er hat gefordert, dass er aus dem Boot aussteigt und dass seine Hand die stützende Bordwand loslassen muss.
Schauen wir in die Kirche, die unsere Heimat ist, hinein, dann stellen wir vielleicht etwas Ähnliches fest.
Vielleicht nimmt uns Gott in diesen Tagen auch alle Sicherheiten weg.
Durch das Nachlassen der Priester und Ordensberufungen …
Durch die vielen Kirchenaustritte …
Durch den Schwund an Glaubenswissen …
Dass er vielleicht auch das Ansehen der Kirche in der Gesellschaft wegnimmt – durch all die Skandale in die wir hineingetaumelt sind.
…
Die Zeit in der wir stehen ist spannend. Gott nimmt uns zurzeit alle Sicherheiten weg, an die wir uns so sehr gewöhnt haben. Auch das Geld gehört dazu. Aber im Moment scheinen wir noch genug davon zu haben, denn wir können noch Kirchen renovieren in die kaum noch Menschen zum Gottesdienst kommen.
Noch sind wir nicht bereit die Hand loszulassen von den vermeintlichen Sicherheiten um ganz auf den Herrn zu vertrauen.
Aber ich brauche nicht auf DIE Kirche zu schauen, auch nicht auf die Gemeinden oder die Struktur der Kirche.
Meine einzige Aufgabe ist es in mein eigenes Herz hineinzublicken und mich zu fragen. Edgar: Bist DU bereit auf alles zu verzichten um in ganzer Radikalität auf den Herrn zu schauen und zu ihm – über das Wasser - zu gehen.
Nicht die anderen müssen wieder lernen demütig nach Gottes Willen zu fragen, sondern zuallererst bin ICH selbst gefordert.
Gott segne Sie
Edgar Wunsch, Pfr
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