Petrus, liebst du mich?: Joh 21,15
Liebst du mich ….
Dies ist die erste Frage, die Jesus nach Ostern an
Petrus richtet. Niemand anderem hat Jesus diese Frage gestellt, nur Petrus.
Liebst du mich?
Der Fischer aus Galiläa steht vor Jesus als Simon, als Privatperson,
Er steht vor Jesus aber auch als Petrus, als der Fels
der Kirche und als der erste des 12er-Kreises, als der erste Papst. Heute muss
er seine Eignungsprüfung ablegen und die Prüfungsfrage lautet: Liebst du mich?
Petrus wird nicht gefragt, ob er Bücher gelesen und sich Titel erworben hat.
Die wichtigste Voraussetzung, die ein Papst mitbringen muss, ist seine Liebe. Und darum wird Petrus gefragt: Liebst du mich.
Jesus fragt Petrus, den ersten amtlichen Vertreter der Kirche, ob er ihn liebt. Alle amtlichen Vertreter, Papst, Bischöfe, Priester, aber auch alle kirchlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssen sich dieser Frage des Auferstandenen stellen: Liebst du mich! Es ist sicher notwendig, dass wir für die unterschiedlichsten Aufgabenfelder, in denen die Kirche tätig ist, Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten und Charismen benötigen. Aber die wichtigste Eigenschaft, die ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin der Kirche besitzen muss, ist die Liebe.
Im Korintherbrief schreibt Paulus: Hätte sie aber die Liebe nicht, / wären sie dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke (1Kor 13, 1).
Wir brauchen in der Kirche keine lärmenden Pauken, wir
brauchen Menschen mit einem liebenden Herz.
Die erste und wichtigste Eignungsfrage in jedem Einstellungsgespräch müsste eigentlich sein: Liebst du Jesus, liebst du die Kirche?
Es reicht nicht aus, nur zu behaupten, dass man Jesus liebt, man sollte auch die Kirche als den sichtbaren Leib Christi lieben. Das eine geht nicht ohne das andere. Ich habe den Eindruck, dass manche Menschen nur noch in der Kirche sind, um sie zu verändern, aber nicht um sie zu lieben.
Sie werden aber vielleicht erwidern: Kann ich die
Kirche lieben?
Kann ich die Kirche lieben, nach allem, was ich in den
Medien über sie höre? Christus lieben: o. k.: Aber die Kirche lieben?
Ich möchte dies auf meine Weise mit einer kleinen Geschichte von einem Bräutigam und einer Braut beantworten. Die Braut steht hierbei für die Kirche.
Ein Liebespaar beschließt zu heiraten. Zum
vereinbarten Termin wartet der Bräutigam voller Spannung und voller Sehnsucht
vor dem Standesamt auf seiner Braut. Er wartet und wartet, offensichtlich hat
sie sich verspätet. Nach einer halben Stunde kommt der Freund des Bräutigams
und sagt: Endlich, schau, dort hinten kommt sie.
Nun schaut auch der Bräutigam in die angegebene
Richtung und je näher sie kommt, desto deutlicher kann auch er sie erkennen.
Ihre Haare sind ganz zerzaust und ihre Strumpfhose hat Löcher. Die schwarzen,
abgebrochenen Fingernägel und die dunklen Augenringe passen nicht zu einem
Hochzeitstag. Die Braut schwankt, offensichtlich ist sie betrunken.
Der Freund
versucht den Bräutigam darauf hinzuweisen um ihn vor einem schweren Fehler zu
bewahren. Er sagt nur noch: Sieh sie dir doch an, willst du sie wirklich
heiraten?
Der
Bräutigam antwortet: Ja, mein Freund, ich weiß. Ich weiß das schon lange. Aber
trotzdem liebe ich sie und ich werde sie so lange lieben, bis sie von innen
heraus anfängt zu leuchten.
Für mich ist dies ein wunderbare Haltung gegenüber der Kirche. Sie so lange zu lieben, bis sie wieder von innen heraus anfängt zu leuchten.
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