Als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren - Joh 20,19

Joh 20,19: als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren

 

Bereits der erste Vers des Evangeliums spricht mich an. Die Jünger hatten die Türen verschlossen. Wer kann Ihnen verübeln, nach all dem, was sie mitgemacht haben, dass sie Angst vor den Juden hatten. Aber ist es nicht schon ein Zeichen der Stärke, dass sie überhaupt in Jerusalem geblieben sind und nicht sofort wieder nach Galiläa zurückkehrten? Die Jünger bilden bereits eine kleine Glaubensgemeinschaft. Die Kirche beginnt zu entstehen.

Exerzitien für die Apostel
Die Jünger ahnen sicher, dass sich ihr bisheriges Leben nun grundlegend ändern wird. Sie müssen jetzt selbstständig als Glaubende leben und haben nicht mehr die Sicherheit, dass Jesus ständig bei ihnen ist, um sie wie Kinder an die Hand zu nehmen. Die kleine Gemeinschaft der Jünger muss nun lernen, in einem nicht-christlichen Umfeld selbstbewusst, als Christen zu leben. Sie sind sozusagen in Exerzitien, um zu beten, sich auszutauschen und um sich neu zu orientieren.

Die Türen sind verschlossen
Die Türen haben sie verschlossen, was irgendwie auch bedeutet, dass sie sich gegen die Gefahr des Unglaubens abgeschottet haben. Die Apostel haben nicht nur Angst vor einem gewalttätigen Angriff der Juden, sie sind auch besorgt, dass sich in ihren noch jungen christlichen Glauben, billige Kompromisse einschließen könnten. Die Apostel müssen erst einmal selbst wissen, was sie wollen, wo sie stehen, was sie glauben und empfinden, bevor sie sich der Welt des Unglaubens öffnen können. Die Jünger sind nicht fortgelaufen aus Jerusalem, sie sind geblieben, haben sich aber für eine gewisse Zeit zurückgezogen und neu orientiert.

Jesus öffnet die Türen nicht, er geht durch sie hindurch. Die Türen bleiben verschlossen und Jesus akzeptiert den geborgenen, verschlossenen Raum, den sich die Jünger geschaffen hatten.

Für heute
Ich sehe diese Notwendigkeit auch für die Mitglieder der katholischen Kirche. Der Druck der ungläubigen Welt auf die Kirche ist sehr groß. Leider halten wir diesem Druck nicht stand, sondern öffnen Türen und Fenster und lassen zu, dass alle möglichen Gedankengebäude unseren christlichen katholischen Glauben unterlaufen und verändern. Ich glaube es würde uns guttun, wenn wir uns für eine gewisse Zeit (einige Jahre) zurückziehen würden, um miteinander zu beten, um uns neu auf Jesus auszurichten und um neue Kraft von oben zu tanken.

 

Gott segne Sie
Edgar Wunsch, Pfr

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