Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander: Joh 13, 31–33a.34–35
Ein neues Gebot gebe ich euch!
Eigentlich ist es kein zusätzliches Gebot. Es kommt nicht als das „elfte Gebot“
noch zu den bekannten 10 Geboten dazu, sondern dieses Gebot umfasst alle
anderen Gebote.
Warum gibt Jesu das
neue Gebot der Liebe gerade in diesem Augenblick.
Stellen wir uns die Szene noch einmal
kurz vor. Judas war eben in die Nacht hinausgegangen und es war nun auch den
Aposteln klar geworden, dass er schon seit Langem den Verrat geplant hatte. Sie
fühlten sich in diesem Moment sicher alle von Judas betrogen, denn er hatte sie
die ganze Zeit über getäuscht. Vielleicht wollten sie in diesem Moment, da
Judas in der Nacht verschwunden war, ihre Wut und ihre Enttäuschung in derben
Worten zum Ausdruck bringen. Dieser Schwindler, so ein Betrüger, …
Aber Jesus sagte zu ihnen, als sie
bereits den Mund öffneten: Stopp! Ein neues Gebot müsst ihr jetzt annehmen und
lernen: "Liebt einander, wie ich euch geliebt habe." Fragen wir uns
aber: Wie liebte Jesus die Apostel? Wie liebte Jesus den Verräter Judas?
Die Liebe Jesu zu
Judas
Jesus wusste die ganze Zeit über, dass
Judas ihn verraten würde. Jesus wusste von Anfang an, wer ihn verraten würde.
Und trotzdem berief er ihn in das Apostelamt. Jesus musste Judas mit der
gleichen Liebe geliebt und angenommen haben wie die anderen Apostel, denn im
Abendmahlssaal fragen die anderen Jünger: Herr, wer ist es, der dich verraten
wird? An dieser Frage sehen wir, dass alle anderen Jünger nichts von der
Absicht des Judas ahnten. Jesus hat den anderen Jüngern gegenüber nichts vom
kommenden Verrat des Judas angedeutet oder gesagt. Jesus hat nicht schlecht
über Judas geredet. Jesus hat die Füße des Judas gewaschen und er hat ihm einen
Bissen Brot gereicht, wie allen anderen auch. Jesus hat ihn zum Apostelamt
berufen und ihm alle Vollmachten gegeben, wie allen anderen 11 Jüngern auch.
Jesus musste Judas mit derselben Liebe und Zartheit wie die anderen Apostel
behandelt haben.
Ich habe noch viel
zu lernen
Für mich bleibt es ein großes Rätsel,
wie Jesus den Judas lieben konnte, genauso wie Johannes, von dem wir sagen,
dass er der Lieblingsjünger des Herrn war. Aber für Jesus gab (und gibt) es
keinen Lieblingsjünger, er liebte alle gleich. Ich spüre, dass noch einiges von
Judas in mir ist, aber noch zu wenig von der Liebe Jesu.
Wenn wir also wieder einmal dabei sind
den Mund aufzumachen um über andere zu richten oder zu schimpfen sollten wir
uns schnell an die Liebe Jesu zu Judas und an das neue Gebot: „Liebt einander
wie ich euch geliebt habe“ erinnern.
Gott segne Sie,
Edgar Wunsch, Pfr
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