Der gute Hirte: Joh 10, 27–30
Der vierte Sonntag nach Ostern ist der gute Hirte
Sonntag, an dem weltweit für neue Berufungen in den Hirtendienst, in den Dienst
des Priesters und des Ordensstandes gebetet wird. „Bittet um alles“, sagt
nämlich der Herr. Es ist meine feste Überzeugung, dass der Herr auch heute
junge Menschen in seine besondere Nachfolge ruft, als Priester oder als
Ordensleute. Es gibt mehr Berufungen zum Priestertum und zum Ordensstand, als
derzeit Kandidaten in den Priesterseminaren und Noviziaten sind. Ruft der Herr
zu leise? Oder geht es in der Welt, in der Kirche in den Herzen junger Menschen
so laut zu, sodass der Ruf Christi von vielen überhört wird?
Priester
werden gebraucht!
Das ist die beste Voraussetzung für die Bereitschaft,
einen Dienst zu übernehmen. Von der Sinnhaftigkeit eines Tuns fest überzeugt
sein: So wächst eine Berufung übrigens in allen Berufen, die mehr sein wollen
als nur ein Job zum Geldverdienen. Von der Sinnhaftigkeit der Verkündigung des
Evangeliums heute und hier in der Bundesrepublik Deutschland des Jahres 2022
überzeugt sein: Das ist wichtig für die Entscheidung zu einem geistlichen
Beruf.
Den Himmel offenhalten
Wir haben Ingenieure und Ärzte, Wissenschaftler und
Techniker, Computerspezialisten, (von allen übrigens auch zu wenig) und wir
brauchen auch solche, die über unserer Welt den Himmel offenhalten. „Damit für
Sie der Himmel offenbleibt, haben wir auf Erden viel zu tun! Ihre Lufthansa“.
Dieses Plakat war auf einem Bauzaun im Frankfurter Flughafen zu lesen. Das ist
doch auch ein Lebensmotto für angehende Priesteramtskandidaten und Ordensleute.
Das braucht freilich - um im Bild zu bleiben - selbst
die Freude daran, unter einem „offenen Himmel" zu leben. Ich drücke es
etwas salopp so aus: Wer Opel verkaufen will, muss selbst Opel fahren. Das
Schreckgespenst jeder Firma sind Vertreter, die ihre eigenen Produkte
schlechtmachen. Wer den Eindruck macht, die Kirche sei ein auslaufendes Modell
und die Filiale, bei der er angestellt ist, schließe demnächst, der hat schon
„geschlossen“.
Richtig an der Diagnose unserer derzeitigen
Kirchenbefindlichkeit in den deutschen Diözesen ist ohne Zweifel der Eindruck
einer geistlichen Müdigkeit. Woran liegt das? Ich meine: Wir haben Jesus
Christus aus dem Blick verloren. Seine Stimme ist in den Angeboten kirchlicher
Betriebsamkeit kaum noch wahrzunehmen. Es gibt kein zündendes Christusbild für
die heutige Generation. Nun kann man die Stimme Christi in der Tat nicht durch
noch größere Angebote von Druckerzeugnissen vernehmbarer machen. Es gehört zu
der Eigenart des christlichen Glaubens, dass dieser im Kern nicht durch Papier
und Druckerschwärze geweckt wird, sondern allein durch Personen, durch
„Zeugen“.
Es gibt keinen Grund es nicht auch heute
mit Christus zu wagen.
Wir
haben es in einem gewissen Sinne selbst in der Hand ob es in unseren Gemeinden
wieder genügend Berufungen gibt. Sicher. Man kann keine Berufungen machen, so
wie man ein Auto wieder zum Laufen bringen kann, wenn man nur genug daran
herumschraubt.
Aber
Gott hat uns verheißen: „Bittet und ich werde geben“. Und das ist das Kraftwerk
aus dem eine Gemeinde leben muss. Alle steht und fällt mit dem Gebet.
Gebet
Das
Gebet um geistliche Berufungen das mancherorts ein Nischendasein führt sollte
neu belebt werden. Gerade an den Donnerstagen. Beten sie an jedem Donnerstag
ein Vater unser für neue Berufungen. Ein Vater unser dauert 30 Sekunden. Das
ergibt im Jahr auch eine knappe halbe Stunde.
Oder
noch besser: Besuchen sie unsere Anbetungszeiten jeden Tag in Boxberg oder in
Kupprichhausen, oder am Donnerstag speziell auch in Eubigheim in denen für neue
Berufungen gebetet wird.
Der
Priesterberuf ist ein schöner Beruf, es lohnt sich dafür zu weben und zu beten. Manchmal unterschreibe ich mit "Edgar Wunsch, Pfr. m.F." Dies ist ein Titel den ich mir selbst gegeben habe. m.F. bedeutet. Mit Freude!
Gott segne Sie
Edgar Wunsch
Den Gedanken mit dem offenen Himmel und der Lufthansa habe ich, wenn ich mich recht erinnere, von Kardinal Meisner übernommen.
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